Du würdest gerne etwas Malen oder Zeichnen, aber es fehlt dir die Motivation. Etwas Neues zu basteln oder auszuprobieren würde dir gerade guttun – aber trotz all den Eindrücken, die täglich auf dich niederprasseln, inspiriert dich gerade nichts? Die gefürchtete Kreativblockade – Hand aufs Herz – selbst die Kreativsten unter uns – kennen sie bestimmt. Welche einfachen aber effektiven Aktivitäten dir helfen können, deine Kreativität anzukurbeln, findest du in diesem Blogbeitrag
Inspirationsquelle Nr. 1: Träume – Bilder, Symbole und Szenen, die nachts geträumt werden
Du erinnerst dich nur schwer an deine Träume? Oder nimmst sie nicht so ernst? Vielleicht liegt es genau daran. Der berühmte Psychiater und Begründer der Maltherapie, Carl Gustav Jung, erkannte schon früh das Potenzial von Träumen:
Man kann leicht verstehen, warum die Menschen dazu neigen, ihre Träume zu ignorieren. Das Bewusstsein widerstrebt von Natur aus allem Unbekannten. Carl Gustav Jung
- Kreative Tätigkeiten – wie z.B. deine Lieblingsmusik regelmäßig vor dem Schlafengehen zu hören, malen, singen etc. helfen dir dabei, dich an deine Träume zu erinnern
- Setze dir regelmäßig die klare Intention, dich an deine Träume erinnern zu wollen. Der Moment, wo du aufwachst und kurz davor bist, deine Augen zu öffnen: Bleibe noch einen Moment ruhig liegen und lass die Augen noch geschlossen: Frage dich: Was hat sich mir gezeigt? Ohne zu beurteilen, schau, was sich zeigt, mit forschender, kindlicher Neugierde.
- Gestalte dir dein persönliches Art-Journal: Organisiere dir ein Journal – am besten mit dickeren Blättern und in einem handlichen Format (A5). Male, scribble, zeichne oder schreib einfach nur Worte, Sätze und Symbole auf, an die du dich erinnerst. Du kannst nachträglich noch in Zeitschriften nach passenden Motiven suchen und deine Notizen in eine Collage umwandeln. Mehr zum Thema Träume und Kreativität findest du hier meinem Blog
Inspirationsquelle Nr. 2: Die Natur
Nichts schenkt mehr Inspiration und Ideen als die Natur (Ausgeglichenheit und Gesundheit gibt's gratis dazu). Ihre Formen und Farbvielfalten sind unerschöpflich und kann vom menschlichen Verstand wahrscheinlich nie ganz erfasst werden. Leonardo Da Vinci forderte seine Schüler auf, stets ein Beobachter der Natur zu sein:
Beobachte das Schwimmen der Fische im Wasser, und Du wirst den Flug des Vogels durch die Luft begreifen. - Leonardo Da Vinci
- Nutze Pausenzeiten: Die Sonne scheint und der Himmel ist voller Schäfchenwolken? Dann nichts wie raus oder öffne das Fenster und wirf einen entspannten Blick nach draußen. Nur für ein paar Minuten. Welche Symbole, Formen, Tiere erkennst du darin? Nicht nur der Himmel inspiriert – achte auf die Erde, Steine, Landschaftsformen...
- Achtsamer Spaziergang: Entweder mit deiner Handykamera oder ganz klassisch mit Skizzenbuch und Kohlestift. Nimm ein Blatt, eine Blume oder ein Stück Rinde her und schau mal wirklich hin. Zoom rein in das Motiv und beobachte es wieder aus der Distanz. Falls du ein Mikroskop zuhause hast: Forsche, studiere, schau. Du wirst sehen, das kein Blatt dem anderen gleicht. Genauso wenig wie kein Sonnenaufgang dem anderen. Sei neugierig. Wie ein Kind.
- Apropos Kind: Hast du in deiner Kindheit gerne im Sandkasten gespielt? Wenn du nicht gerade das Glück hast, direkt am Strand zu sitzen, dann schnapp dir eine mittelgroße Schale und gib Sand hinein (alternativ getrockneter Kaffeesatz). Nimm entweder einen kleinen Stab oder – noch besser – nutze deine Finger und zeichne Worte, Formen, Symbole in den Sand. Verbindet, entspannt und inspiriert.
- Der Frühling ist da: Mit den Händen in frischer Blumenerde zu wühlen und dabei neue Pflanzen zu säen – nicht umsonst wird genau DAS gerne in der Ergotherapie eingesetzt.
- Ein weiterer Tipp: Lehm (oder auf gut Österreichisch a bissl an Gaatsch) herstellen und abstrakt auf Leinwänden verarbeiten.
- Collagen aus Naturmaterial: Sammle Moos, Zweige, Blätter, Blüten. Nutze sie zum Dekorieren in deinem Haus oder lege Mandalas. Du kannst auch Figuren, Symbole oder Tiere zeichnen, diese ausschneiden und in die Natur-Collagen mit einfließen lassen.
- Nicht nur dein Skizzenbuch freut sich über Detail-Studien aus der Natur. Erstens schulst du deine Beobachtungsgabe, Geduld und Genauigkeit. Zweitens sammelst du automatisch Erinnerungen, die dich während des Skizzierens begleitet haben, sodass du dich Jahre später beim Durchblättern daran erinnert fühlst. Nebenbei hast du einen wunderbaren Beleg darüber, wie sich deine Zeichenfähigkeiten über die Jahre hinweg entwickelt haben.
- Mehr zum Thema Natur und Kreativität findest du hier auf meinem Blog.
Inspirationsquelle Nr. 3: Tiere
Ob Haustier oder in freier Wildbahn lebend: Tiere erinnern uns an unsere Urinstinkte und können wahre Lehrmeister in Aufmerksamkeit und Beobachtungsgabe sein. Schon in den allerersten künstlerischen und kommunikativen Ausdrücken des Menschen – nämlich der Höhlenmalerei – fanden Tiere einen Platz.
Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen keine Fragen und kritisieren dich nicht. - Mark Twain
- Was ist dein persönliches Lieblingstier?
- Welche Eigenschaften assoziierst du mit ihm?
- Was sind die Stärken und Besonderheiten des Tieres?
- Warum berührt dich dieses Tier?
- Welche Eigenschaften, Qualitäten, Besonderheiten, die das Krafttier besitzt, resonieren mit dir?
Was auch immer du für Interpretationen zu deinem Lieblingstier hast, gibt dir Aufschluss darüber, welche Stärken, Besonderheiten und Talente du selber – bewusst oder unbewusst – in dir trägst. Ebenso verhält es sich mit Tieren, die du ablehnst. Tiere sind wie Menschen, ein Spiegel für dich, um zu lernen, zu wachsen, zu verstehen.
- Setze dich künstlerisch mit deinem Krafttier auseinander, lies in alten Mythen und Sagen über ihre Bedeutung. Mache Fotos, male, zeichne, modelliere Figuren aus Ton oder kombiniert in Form einer Collage.
- Zootime: Wann warst du zuletzt im Zoo? Oder besser gefragt: Wann warst du zuletzt im Zoo mit deinem Zeichenwerkzeug? Einen Tag gemütlich im Zoo verbringen, ausgestattet mit deinem Zeichentablett oder klassisch mit Zeichenblock und Kohlestiften (oder Bleistiften). Von Station zu Station wandern und Tiere in Bewegung festhalten. Auch das ist eine Übung, welche die Beobachtungsgabe schult und dich komplett im Moment ankommen lässt. Falls du ein Haustier hast, kannst du natürlich auch dein Tier verewigen (Nutze alternativ Fotografie oder gestalte Collagen)
- Gerade wenn die Laune nicht on top ist: Zwischendurch mal witzige Tiervideos auf youtube zu schauen, bringt dich garantiert zurück in die Leichtigkeit
- Netflix & draw: Such dir eine Tierdoku auf Netflix (oder wo auch immer du Filme schaust). Drück immer wieder die Pausetaste, nimm dir 5-10 Minuten Zeit und fertige schnelle Skizzen an. Im Anschluss kannst du deine Skizzen auf einer Leinwand oder in einem Journal in Farbe fantasievoll verewigen
- Unterschiedliche Materialien: Wähle ein Tiermotiv und gestalte eine kleine Bilderserie in verschiedenen Maltechniken und Malgründen
Inspirationsquelle Nr. 4: Kritzeln & Zentangle
Eine großartige Technik bei Inspirationsblockaden ist das Kritzeln. Die meisten haben es schon mal gemacht: Beim Telefonieren oder bei Besprechungen nebenbei auf einem Block schnell irgendwelche Formen, Figuren oder Symbole hinkritzeln. Im Gegensatz zum Zentangle ist das Kritzeln ein völlig unbewusster Prozess – und dennoch ist es spannend, sich mal genau mit dem zu beschäftigen, was da so entstanden ist.
Kindisch ist nicht nur, wer zu lange Kind bleibt, sondern auch, wer sich von der Kindheit trennt und meint, dass das, was er nicht sieht, nicht mehr existiere. - Carl Gustav Jung
- Übungsbeispiel: Nimm dir ein leeres Blatt Papier und verschiedene Stifte
- Während du deine Lieblings-Playlist hörst (oder einen Podcast), kritzle vor dich hin – so als würdest du gerade mit jemanden telefonieren. Versuche NICHT ein bestimmtes Bild zu malen oder etwas, dass du dir überlegt hast. Lass deine Hand sich frei über das Papier bewegen. Erlaube dir dabei die Richtung zu ändern oder auch mit der anderen Hand zu zeichnen. Zeichne hin und her, rauf und runter, Kreise, Zacken, Pünktchen, alles was dir spontan (und nicht geplant) einfällt. Lass alle Emotionen und Gefühle, die auftauchen, über deine Hand auf das Blatt Papier fließen... z.B. wenn spontan ein Herz entsteht, ist das OK – es soll aber nicht "geplant" sein, ein Herz hinzuzeichnen.
- Wenn du das Bild eine Weile entspannt anschaust – auch aus mehreren Perspektiven (nah, weit weg) – erkennst du darin Symbole, Formen, Figuren oder sogar mehrere Bildabfolgen? Wenn ja, dann hebe die Formen, die du wahrnimmst, mit kräftigen Farben (oder Finelinern, Filzstiften) hervor.
- Frage dich: Wie könnten diese Symbole mit deinem aktuellen Lebensthema zusammenhängen? Welche mythologische und gesellschaftliche Bedeutung könnte das Symbol haben, welches entstanden ist? Forsche, recherchiere. Und noch wichtiger: Welche Bedeutung hat dieses Symbol für DICH? Welche Schlüsse ziehst du aus diesem Gestaltungsprozess? Wenn du nichts siehst, ist dies auch vollkommen OK. Man muss nicht immer sofort etwas erkennen. Betrachte das Kritzelbild zu einem anderen Zeitpunkt oder wirf einen entspannten kurzen Blick darauf, wenn du gerade fernsiehst, ein Buch liest oder Musik hörst.
Zentangle wiederum, ist das kontrollierte, genaue, bewusste Zeichnen von Mustern, Symbolen, Formen, die sich wiederholen. Das klassische Beispiel wären hier (Aus-)Malbücher, in denen beispielsweise Tiere vorgezeichnet sind, die mit verschiedenen Mustern ausgeschmückt sind und man diese bunt bemalen kann. Fordernder ist es dann schon, Motive zu zeichnen und sich selber Muster zu überlegen, welche die Motive dann ausschmücken. Ferner zählen auch Mandalas zu diesem Bereich. Zentangle fördert und fordert konzentriertes und genaues Arbeiten, schult die Feinmotorik, Achtsamkeit sowie den bewussten Umgang mit den Materialien (z.B. Tinte nicht verwischen, Trocknungsprozesse abwarten können, Genauigkeit bei geraden Linien, ...). Ziel ist, die Gedanken zu beruhigen, die Feinmotorik zu trainieren und in einen meditativen und entspannten Zustand zu gelangen.
Inspirationsquelle Nr. 5 & 6: Märchen und Filme
Eine weitere Inspirationsquelle sind Märchen und Filme (oder zusammengefasst: Geschichten, die visuell und/oder auditiv wiedergegeben werden). Neben den klassischen und nicht unumstrittenen Grimm-Märchen, können auch berühmte Kindergeschichten (wie z.B. "Die kleine Raupe Nimmersatt" oder "Der kleine Prinz") sowie Disney-Klassiker, Animations- und Fantasyfilme hervorragend als Inspiration dienen.
Alle großen Leute sind einmal Kinder gewesen (aber wenige erinnern sich daran). - Antoine de Saint-Exupéry, "Der kleine Prinz"
- Gestalte spontan ein Bild zu einem Märchen, dass dich in deiner Kindheit besonders inspiriert hat. Nutze unterschiedliche Mal- und Zeichenmaterialien. Reflektiere, welche Märchenfigur für dich von Bedeutung war und welche Eigenschaften diese Figur besitzt (Stärken, Besonderheiten), die dich heute unterstützen könnten.
- Öffne ein Märchenbuch auf einer zufälligen Seite. Betrachte die Illustration oder schau, welches Wort mit dir resoniert. Gestalte ein Detail aus der Illustration und interpretiere es neu für dich. Falls du ein Wort entdeckt hast, dass dich berührt. Gestalte dieses (mache eine Collage dazu, schreib eine eigene Geschichte darüber, male die Buchstaben befüllt mit Symbolen,...).
- Nimm ein Kinderbuch, mach es dir bequem – mit Keksen, Kakao & Co und lies dir die Geschichten in aller Ruhe durch. Gestalte anschließend eine Figur aus Modelliermasse oder Ton dazu.
- Egal ob Fantasy, Animationsfilm oder dein persönlicher Lieblingsfilm... gönn dir ein paar Stunden und kritzle nebenbei. Du kannst auch Worte oder Sätze, die dich besonders berühren, kreativ verarbeiten (z.B. Textcollagen).
Inspirationsquelle Nr. 7: Musik
Falls du noch keine eigene Playlist hast, dann stelle dir eine zusammen: Male, kritzle oder zeichne intuitiv zu deiner Lieblingsmusik. Stelle dir einen Timer und setz dir selbst ein Zeitlimit von 15-30 Minuten. Diese Übung solltest du auch nicht im Sitzen ausführen, sondern in Aktion treten: Tanze, singe, bewege dich dazu. Bewegung ist und bleibt das beste Mittel gegenüber jeglicher Blockade.
Inspirationsquelle Nr. 8: Andere Künstler, Vernissagen
Egal ob große Künstler der Gegenwart wie z.B. Banksy oder kleinere Künstler, die dich mit ihrer Arbeit faszinieren... beschäftige dich mit ihrem Weg und ihren Werken. Es spielt nur eine geringe Rolle, ob die Inspiration von einem berühmten oder weniger berühmten Künstler kommt. Kopiere die Arbeiten nicht, aber lass dich in ihre Fantasiewelten, ihre Gedanken und Ideenwelt führen. Besuche Vernissagen und Ateliers von Künstlern unserer Zeit. Geh in den Austausch, stell Fragen. Werde eine Expertin, ein Experte durch das Erforschen und Studieren von anderen (für dich) erfolgreichen Künstlerinnen und Künstlern.
Inspirationsquelle Nr. 9: Museen, Galerien & Kunstinszenierungen
Auf ähnliche Art und Weise kannst du dir Inspirationen von den Künstlern der Vergangenheit holen. Mittlerweile gibt es Ausstellungen, die mit den neuesten Technologien die Werke von Künstlern neu erlebbar machen – wie beispielsweise die immersive Inszenierung der berühmten Werke von der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo in der Karl Marx Halle in Wien (ab 27.4.23).
Inspirationsquelle Nr. 10: Shoppen
Ja, richtig gelesen. Shoppen – aber ohne zu shoppen. Schau in den verschiedenen Deko-Abteilungen vorbei und wandere von Produkt zu Produkt. Was davon könntest du selber mit Acrylfarbe, Draht und Heißklebepistole (oder Handsäge) gestalten?
Inspirationsquelle Nr. 11: Herzens-Momente
Wie wäre es mit einem Herz-zu-Herz Gespräch mit deiner besten Freundin, deinem besten Kumpel oder mit anderen Herzensmenschen in deinem Umfeld. In einem netten Café ein Eis genießen und sich mal über Visionen und Ideen austauschen – kein "Sudern", kein Jammern und bewusst den Fokus auf Neues in den Gesprächen legen. Wie wäre es, wenn ihr gemeinsam einen bunten, verrückten, kreativen Mindmap bastelt? Und wer weiß, vielleicht wird das ein oder andere noch umgesetzt ;-)
Inspirationsquelle Nr. 12: Wellness
Vielleicht kennst du den Film über das Leben von Frida Kahlo. In diesem Film gibt es eine Szene, wo Frida in der Badewanne liegt und sich im Badewasser plötzlich surrealistische Figuren zeigen. So entstand das weltberühmte und legendäre Gemälde von „Was mir das Wasser gab“. Welche Welten eröffnet dir das Element Wasser?
Ich weiß wirklich nicht, ob meine Bilder surrealistisch sind oder nicht, aber ich weiß, dass sie der offenste Ausdruck meiner selbst sind. – Frida Kahlo
Inspirationsquelle Nr. 13: Ruhe und Gelassenheit
Der süße Müßiggang gilt nicht umsonst als Quelle der Inspiration. Entgegen der hektischen Entwicklungen, welche die neuen Technologien mit sich bringen, ist es gerade als Künstlerin/als Künstler wichtig, sich bewusst Pausen zu können. Künstler brauchen Phasen, wo sie in Ruhe experimentieren können, ohne dass ständig eine Kamera nebenbei läuft oder alle paar Minuten ein Foto für die digitale Welt gemacht werden muss. Im Nichtstun kommt die Entspannung. Mit der Entspannung kommt die Kreativität. Mit der Kreativität entsteht Neues.
All die erwähnten Inspirationsquellen entspringen in Wahrheit der Ruhe und Gelassenheit – oder mit einem anderen Wort: dem Vertrauen. Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren der Inspirationsquellen,
Jasmin :-)
Kommentar schreiben